Eine Bahá'í-Sicht auf religiöse Vorurteile

Das Universale Haus der Gerechtigkeit
[An einen einzelnen Gläubigen]
27. Dezember 2017

Lieber Bahá’í-Freund,

das Universale Haus der Gerechtigkeit hat Ihr E-Mail-Schreiben vom 24. März 2017 erhalten ... bezüglich der an Sie gerichteten Frage, welchen Standpunkt die Bahá’í-Gemeinde im Hinblick auf religiöse Vorurteile vertritt, und was sie unternimmt, um dieses weltweite Thema anzugehen. Wir wurden gebeten, Ihnen die folgenden Anmerkungen zu übermitteln, die hoffentlich für Ihre Antwort hilfreich sein werden.

Die Bahá’í-Lehren verkünden unmissverständlich die wesenhafte Einheit Gottes und die Einheit aller Religionen. „Ohne Zweifel“, bekräftigt Bahá’u’lláh, „verdanken die Völker der Welt, welcher Rasse oder Religion sie auch angehören, ihre Erleuchtung derselben himmlischen Quelle und sind einem einzigen Gott untertan.“

Er erklärt, dass die Stifter der Weltreligionen, die großen universellen Erzieher der Menschheit, das gemeinsame Ziel haben, die Menschheit zu vereinen und den kulturellen Fortschritt sicherzustellen, dass „sie alle im selben Heiligtum wohnen, sich zum selben Himmel aufschwingen, auf demselben Throne sitzen, dieselbe Sprache sprechen und denselben Glauben verkünden.“ Er fordert die Völker der Welt auf, „mit den Anhängern aller Religionen im Geiste des Wohlwollens und der Brüderlichkeit“ zu verkehren.

Und Er führt weiter aus:

Dass den verschiedenen Gemeinschaften der Erde und den mannigfaltigen religiösen Glaubenssystemen niemals erlaubt sein sollte, feindselige Gefühle unter den Menschen zu nähren, gehört an diesem Tage zum Wesen des Glaubens Gottes und Seiner Religion. Diese Grundsätze und Gesetze, diese fest begründeten, machtvollen Systeme entspringen einer einzigen Quelle und sind die Strahlen desselben Lichtes. Dass sie voneinander abweichen, ist den unterschiedlichen Erfordernissen der Zeitalter zuzuschreiben, in denen sie verkündet wurden.

Zugleich warnt Bahá’u’lláh nachdrücklich vor den schädlichen Auswirkungen religiöser Vorurteile und stellt fest: „Religiöser Fanatismus und Hass sind ein weltverzehrendes Feuer, dessen Gewalt niemand löschen kann. Nur die Hand göttlicher Macht kann die Menschen von dieser verheerenden Plage erlösen.“ Er fordert die Bahá’í auf, „den Sturm religiösen Haders, der die Völker der Erde erregt, zum Schweigen zu bringen und jede Spur davon zu tilgen.“

‘Abdu’l-Bahá betont: „Die göttlichen Religionen müssen Einheit unter den Menschen bewirken, als Mittel zu Einigkeit und Liebe dienen. Sie müssen den Weltfrieden verkünden, den Menschen von allen Vorurteilen befreien, Freude und Frohsinn spenden, Güte gegenüber allen Menschen üben und alle Unterschiede beiseite räumen.“

Er merkt außerdem an, dass „Religion zu Freundschaft und Liebe führen muss. Bewirkt sie Entfremdung, dann bedarf man ihrer nicht; denn Religion ist wie eine Arznei: Verschlimmert sie das Leiden, dann wird sie unnötig.“ Der Zweck wahrer Religion besteht also darin, gute Früchte hervorzubringen, und wenn im Namen der Religion Konflikte, Vorurteile und Hass unter den Menschen hervorgerufen werden, liegt das an fehlbaren menschlichen Interpretationen und an Zwängen, die überwunden werden können, indem man nach der göttlichen Wahrheit sucht, die im Kern jeder Religion liegt. „Mögen Fanatismus und blinder religiöser Eifer nicht mehr gekannt werden“, so mahnt Er, „und die ganze Menschheit sich in Brüderlichkeit verbinden, mögen Seelen in vollkommener Übereinstimmung miteinander verkehren, die Völker der Erde endlich das Banner der Wahrheit hissen und die Religionen der Welt den göttlichen Tempel der Einheit betreten, denn die Grundlagen der himmlischen Religionen sind eine einzige Wirklichkeit.“

Religiöse Vorurteile bilden ein gewaltiges Hindernis für den Fortschritt und das Wohlergehen der Menschheit. Diese Vorurteile durchdringen, ebenso wie viele andere, die Strukturen der Gesellschaft und sind dem individuellen und kollektiven Bewusstsein systematisch eingeprägt. Tatsächlich werden sie oft absichtlich durch Manipulation und Propaganda gefördert und ausgenutzt, wobei Methoden angewandt werden, die die Wahrheit ignorieren und eigennützige Ziele aus politischer oder anderer Opportunität vorantreiben. Ein Gesellschaftssystem, das einer reifen Menschheit angemessen ist, wird im Laufe der Zeit Gepflogenheiten aufgeben, die die Menschen spalten, um Macht zu erlangen und zu festigen, die Programme fördern, die ausschließlich bestimmten Gruppen oder Segmenten der Gesellschaft auf Kosten anderer zugutekommen, und durch die man die Massen „zu fanatischen Vorurteilen [hinlenkt], die die Kultur an ihren Grundmauern unterspülen“. Es wird stattdessen die Einheit unter den Menschen fördern und Fähigkeiten und Ressourcen so kanalisieren, dass „Frieden, Wohlstand und Glück, Erkenntnis, Kultur und Gewerbefleiß, Würde, Wert und Stufe der gesamten Menschheit“ gefördert werden.

Die zerstörerischen Folgen religiöser Vorurteile sind folglich für die Bahá’í-Gemeinde Anlass zu großer Sorge. Denn schließlich ist die Einheit der Menschheit der Dreh- und Angelpunkt, um den alle Lehren Bahá’u’lláhs kreisen und zugleich das Handlungsprinzip und ultimative Ziel des Bahá’í-Glaubens. Die Besserung der Welt, ihr letztendliches Ziel, wird durch dieses Übel aufgehalten. Außerdem hat die Bahá’í-Gemeinde selbst fast zwei Jahrhunderte lang direkt unter den Folgen religiöser Vorurteile gelitten, besonders in ihrem Geburtsland.

Dennoch sind die Bahá’í zuversichtlich, dass die Völker der Welt im Laufe der Zeit lernen können, die Plage religiöser Vorurteile einzudämmen und schließlich ganz zu beseitigen. Alle Menschen haben das Recht auf Gewissens- und Glaubensfreiheit, das Recht, ihre Überzeugungen zum Ausdruck zu bringen und die Verpflichtung, die entsprechenden Rechte anderer gebührend zu berücksichtigen. Sie können sich dann mit gegenseitigem Respekt begegnen und in ihren gemeinsamen Werten ein gemeinsames Ziel und eine Einheit im Handeln finden, die zum Aufbau einer besseren Welt beitragen. Die Bahá’í-Gemeinde ihrerseits bemüht sich auf verschiedenen Wegen, Modelle der Toleranz, Zusammenarbeit und Gemeinschaft zu fördern.

Als Individuen bemühen sich Bahá’í täglich, nach den Lehren zu leben und die Prinzipien des Glaubens in ihrem Handeln zu verkörpern und auszudrücken.

„So frei müssen Ihre Gedanken und Taten von jeder Spur von Vorurteilen sein – seien sie rassischer, religiöser, wirtschaftlicher, nationaler oder kultureller Art, seien es Stammes- oder Klassenvorurteile“, erklärte das Haus der Gerechtigkeit in einem Schreiben an die Bahá’í der Welt, „dass sogar ein Fremder in Ihnen liebende Freunde sieht.“ Bahá’í werden von frühester Jugend an mit den gemeinsamen Grundlagen aller Weltreligionen vertraut gemacht und lernen, die Stifter aller Religionen als ihre eigenen anzunehmen und zu lieben, und Menschen aller Religionen oder denjenigen ohne Religion freundlich und kameradschaftlich zu begegnen.

Im Rahmen der Aktivitäten der Bahá’í-Gemeinde lernen die Bahá’í, althergebrachte Barrieren zu überwinden, die die Menschen gesellschaftlich voneinander trennen und die Spannungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Religionen verschärfen. Shoghi Effendi erklärte, dass „jede fest begründete, unter dem Banner Bahá’u’lláhs eingetragene Gemeinde es als ihre erste und unausweichliche Pflicht ansehen sollte, jede Minderheit, zu welchem Glauben, zu welcher Ethnie, Klasse oder Nation sie auch gehören mag, zu unterstützen, zu ermutigen und zu schützen.“ Ein Beispiel ist die Art und Weise, in der alle Minderheiten, einschließlich derer, die einem anderen religiösen Hintergrund entstammen, zur Beteiligung ermutigt werden. „Wenn irgendeine Unterscheidung überhaupt geduldet wird“, sagte Shoghi Effendi zum Beispiel hinsichtlich der zersetzenden Wirkung von Vorurteilen, „so sollte es eine Unterscheidung nicht gegen, sondern vielmehr zu Gunsten der Minderheit sein, sei sie nun ethnischer oder anderer Natur.“ Die Verfahren der Bahá’í-Wahlen sind symbolisch für dieses Engagement zur Förderung von Minderheiten – wenn eine Stimmengleichheit entsteht und einer der Beteiligten zu einer Minderheit in dieser Gesellschaft gehört, wird dieser Person bedenkenlos die Priorität eingeräumt, ohne dass erneut abgestimmt werden muss.

Darüber hinaus engagieren sich Bahá’í in Städten und Dörfern auf der ganzen Welt, ein Lebensmuster zu etablieren, das immer mehr Menschen unabhängig von ihrem Hintergrund einlädt, sich an seinem Aufbau zu beteiligen. Dieses Modell, das die dynamische Kohärenz zwischen den materiellen und geistigen Dimensionen des Lebens zum Ausdruck bringt, umfasst Unterricht für die geistige Erziehung der Kinder, in dem sie auch eine tiefe Wertschätzung für die zugrundeliegende Einheit der verschiedenen Weltreligionen entwickeln; Gruppen, die jungen Menschen helfen, in einer entscheidenden Phase ihres Lebens ihren Weg zu finden und den zersetzenden Kräften zu widerstehen, deren ausgesuchtes Ziel sie sind; Studienkreise, in denen die Teilnehmer über die geistige Natur des Daseins nachdenken und Fähigkeiten für den Dienst an ihrer Gemeinschaft und der ganzen Gesellschaft aufbauen; Versammlungen zum gemeinsamen Gebet, die die Spiritualität der Gemeinschaft stärken; und mit der Zeit ein wachsendes Spektrum an Unternehmungen, die der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung dienen. Dieses Modell des Gemeinschaftslebens führt zu lebendigen und zielbewussten neuen Gemeinschaften, in denen Beziehungen auf dem Prinzip der Einheit der Menschheit, allgemeiner Beteiligung, Gerechtigkeit und der Freiheit von Vorurteilen beruhen. Jeder ist willkommen. Der sich entfaltende Prozess ist darauf ausgerichtet, in jeder Gruppe von Menschen – ohne Rücksicht auf Klasse oder religiösen Hintergrund, ethnische Herkunft oder Hautfarbe, und unabhängig von Geschlecht oder sozialem Status – Zusammenarbeit und den Erwerb von Fähigkeiten zu fördern, dank derer sie sich erheben und zu kulturellem Fortschritt beitragen können.

Ein weiterer Bereich, auf den die Bahá’í-Gemeinde immer größere Aufmerksamkeit richtet, ist die Teilnahme an Diskursen, die von grundlegender Bedeutung für das Wohlergehen der Menschheit sind. Ihre diesbezüglichen Bemühungen zielen darauf ab, in immer breiter gefächerten Foren auf internationaler und nationaler Ebene Gespräche zu führen, Schulter an Schulter mit gleichgesinnten Organisationen und Einzelpersonen zusammenzuarbeiten und nach Möglichkeit Beratungsprozesse anzuregen und grundlegende Prinzipien erauszuarbeiten, auf welchen sich gegenseitiges Einvernehmen und gemeinsames Verständnis aufbauen lassen. Einige dieser Diskurse, etwa zur Rolle der Religion in der Gesellschaft, zur Koexistenz von Religionen und zu Religions- oder Glaubensfreiheit, sprechen direkt die zwingende Notwendigkeit an, die Herausforderung religiöser Vorurteile zu überwinden.

Vor diesem Hintergrund hat die Bahá’í-Gemeinde seit ihren Anfängen interreligiöse Aktivitäten nachdrücklich gefördert und sich gemeinsam mit anderen dafür eingesetzt, das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen den Religionen zu verbessern. Die Errungenschaften der interreligiösen Bewegung wurden in einem Brief hervorgehoben, den das Universale Haus der Gerechtigkeit im April 2002 an die Repräsentanten der Religionen der Welt richtete. Der Brief betonte auch, dass die bisherigen Bemühungen dieser Bewegung, so konstruktiv sie auch gewesen sein mögen, nicht ausreichen, um der wachsenden Herausforderung, die durch religiöse Vorurteile und Fanatismus entstehen, wirksam zu begegnen; mehr sei vonnöten. „Mit jedem neuen Tag“, heißt es in dem Brief, „wächst die Gefahr, dass die auflodernden Feuer religiöser Vorurteile einen Weltbrand entfachen, dessen Folgen sich niemand ausmalen kann“, und das Haus der Gerechtigkeit forderte ernsthaftes Nachdenken über die Herausforderungen, die dies für die religiösen Oberhäupter mit sich bringe.

Grundsätzlich ist ein Großteil der Bemühungen der Bahá’í-Gemeinde darauf gerichtet, die eigentliche Ursache religiöser Vorurteile anzugehen – Unwissenheit. „Unwissenheit fortbestehen zu lassen“, so das Haus der Gerechtigkeit, „ist die schlimmste Form der Unterdrückung; es verstärkt die vielen Mauern des Vorurteils, die der Verwirklichung der Einheit der Menschheit im Wege stehen. ... Der Zugang zu Wissen ist das Recht eines jeden Menschen, und mitzuhelfen, Wissen zu generieren, anzuwenden und zu verbreiten ist eine Verantwortung, die alle schultern müssen in dem großen Unternehmen, eine blühende Weltzivilisation aufzubauen – wobei jeder seine oder ihre eigenen Talente und Fähigkeiten einsetzt.“ Diese Ausrichtung hat sich insbesondere in der Fokussierung der Bahá’í-Gemeinde auf Bildung und Erziehung manifestiert, die ihr seit Beginn des Glaubens ein zentrales Anliegen ist; in ihren Bemühungen, bei jedem Einzelnen ein wachsendes Bewusstsein und die Fähigkeit zu fördern, Vorurteile zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken; in ihrer Praxis, Beratungsprozesse in all ihren Angelegenheiten anzuwenden; und in ihrer Verpflichtung gegenüber den beiden Erkenntnissystemen – Wissenschaft und Religion –, deren Unerlässlichkeit für den Fortschritt der Zivilisation sie anerkennt und hochhält. Darüber hinaus statten die Entwicklung des Geisteslebens und die eigenständige Erforschung der Wirklichkeit, die in den Bahá’í-Schriften eine hohe Wertschätzung erfahren, den Einzelnen mit der Fähigkeit aus, Wahrheit von Falschheit zu unterscheiden, eine Fähigkeit, die entscheidend ist, wenn Vorurteile, Aberglaube und überholte Traditionen, die die Einheit behindern, ausgemerzt werden sollen.

‘Abdu’l-Bahá versichert in diesem Zusammenhang: „Sobald aber jede Seele nach der Wahrheit forscht, ist die Gesellschaft befreit vom Dunkel des ständigen Wiederholens der Vergangenheit.“

Mit liebevollen Bahá’í-Grüßen
Sekretariatsabteilung

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

 

Religionen werden oft als Mittel gesehen, um Fragen darüber zu beantworten, was passiert, nachdem wir verstorben sind. Wird es nach dem letzten Atemzug unseres Körpers keine absolute Existenz mehr geben? Gibt es überhaupt ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja: werden wir uns an unser Leben auf dieser Erde erinnern? Kommen wir wirklich in den Himmel oder in die Hölle?

Um das Konzept des Lebens nach dem Tod besser zu verstehen, kann es hilfreich sein, zunächst die Realität der menschlichen Seele zu betrachten.

Bahá’u’lláh lehrt, dass die Seele unsterblich ist. Sie befindet sich auf einer ewigen Reise durch die Welten Gottes. Im Augenblick der Zeugung erscheint die Seele im Ungeborenen und erhält so ihre Individualität.

Die Seele hat ihren Ursprung in den geistigen Welten Gottes. Sie ist erhaben über die Materie und die physische Welt. Seele und Körper stehen in einem besonderen Verhältnis zueinander. Die Beziehung der Seele zum Körper ist ähnlich wie jene des Lichts der Sonne zu einem Spiegel, welcher das Sonnenlicht reflektiert. Das Licht, welches im Spiegel erscheint, ist nicht in diesem; es kommt von einer Quelle außerhalb. Ebenso ist die Seele nicht im Körper; es besteht eine besondere Beziehung zwischen ihr und dem Körper, und zusammen bilden sie einen Menschen.

Bahá’u’lláh sagt uns im Buch 'Ährenlese':

»Wahrlich, Ich sage, die menschliche Seele ist über allen Austritt und alle Rückkehr erhaben. Sie ist in Ruhe und doch schwingt sie sich auf; sie schreitet fort, und doch ist sie in Ruhe. Sie ist in sich selbst Beweis für das Dasein einer bedingten Welt wie auch für die Wirklichkeit einer Welt, die weder Anfang noch Ende hat. Siehe, wie dein Traum nach vielen Jahren vor deinen Augen wieder abrollt. Bedenke, wie seltsam das Geheimnis der Welt ist, die dir im Traum erscheint. Bewege die unerforschliche Weisheit Gottes in deinem Herzen und versenke dich in ihre mannigfaltigen Offenbarungen...«

Die Seele ein Spiegelbild der Attribute Gottes

Ein "Zeichen Gottes" zu sein, kann also bedeuten, dass die Seele ein Spiegelbild der Attribute Gottes und damit ein Ausdruck Seiner Existenz ist. Deshalb sind die Attribute unserer Seele, wie Liebe, Geduld und Vergebung, Zeichen Gottes.

Wenn wir die Existenz der Seele betrachten, beginnen wir zu erkennen, dass das Leben nicht nur als Veränderungen und Chancen gesehen werden kann, welche wir erfahren, wenn wir diese materielle Ebene durchlaufen. Wir verstehen, dass diese Welt nur eine von vielen ist und dass die Seele diejenige Form ist, durch welche das Leben weitergeht, nachdem unser materieller Körper entschwindet.

Im Buch 'Ährenlese' lesen wir dazu die Antwort Bahá’u’lláhs:

»Nun zu deiner Frage über die Seele des Menschen und ihr Fortleben nach dem Tode. Wisse wahrlich, dass die Seele nach ihrer Trennung vom Leibe weiter fortschreitet, bis sie die Gegenwart Gottes erreicht, in einem Zustand und einer Beschaffenheit, die weder der Lauf der Zeiten und Jahrhunderte noch der Wechsel und Wandel dieser Welt ändern können. Sie wird so lange bestehen, wie das Reich Gottes, Seine Allgewalt, Seine Herrschaft und Macht bestehen werden.«

Ein relevanter Punkt aus diesem letzten Zitat ist die Vorstellung, dass sich die Seele immer weiter in Richtung ihres Schöpfers bewegen wird. Wir können uns dann das Leben als das Besteigen eines Berges vorstellen. Jeder Schritt auf dem Weg hilft uns, unsere Muskeln zu entwickeln und uns gleichzeitig der Spitze einen Schritt näher zu bringen. Schon der bloße Akt, ein Attribut Gottes auszudrücken, indem wir wie Er sind, bringt uns Ihm näher.

Die Idee der Bewegung zu Gott ist wichtig zu verstehen, da sie die Sichtweise der Bahá'í in Bezug auf zwei Konzepte vermittelt, die allgemein mit dem Jenseits verbunden sind - „Himmel" und „Hölle". Diese werden nicht als tatsächliche physische Räume angesehen, in die sich Menschen begeben, aber wenn man bedenkt, dass der Sinn des Lebens darin besteht, Gott näher zu kommen - und näher zu kommen bedeutet, dass wir uns mehr an göttlichen Attributen orientieren -, ist der Himmel derjenige Zustand, in dem ein Mensch seine Vollkommenheit entwickelt hat und dann Gott nahe ist. Und die Hölle ist der Zustand, dem diese göttlichen Potenziale fehlen, was zu einer Abgeschiedenheit von Gott führt. Wenn wir uns also fragen, wo das Paradies und die Hölle sein sollen, kann die Antwort so einfach sein, wie sie Bahá’u’lláh äußerte:

»Sie fragen: "Wo ist das Paradies und wo die Hölle?" Sprich: "Das eine ist die Vereinigung mit Mir, das andere dein eigenes Selbst…«

‘Abdu’l-Bahá führt im Buch 'Beantwortete Fragen' weiter aus:

»Die Verschiedenheit der Art und der Stufe wird bei allen Menschen naturgemäß wahrgenommen, wenn sie aus dieser sterblichen Welt gegangen sind. Sie bezieht sich jedoch nicht auf den Raum, sondern auf die Seele und ihr Bewusstsein. Das Königreich Gottes ist über Raum und Zeit geheiligt; es ist eine andere Welt und ein anderes Weltall.«

»Die Belohnungen der anderen Welt sind Friede, geistige Tugenden, verschiedene geistige Gaben im Reiche Gottes, Erfüllung der Wünsche von Herz und Seele und Begegnung mit Gott in der Welt der Ewigkeit. In gleicher Weise bestehen die Strafen der anderen Welt, das heißt ihre Qualen, im Beraubtsein der besonderen göttlichen Segnungen und vollkommenen Gnadengaben und im Herabsinken auf die niedrigste Stufe des Seins. Jeder, der von diesen göttlichen Gunstbezeigungen ausgeschlossen ist, wird, obwohl er nach dem Tode weiterbesteht, vom Volk der Wahrheit als tot angesehen.«

In ähnlicher Weise besteht der Zweck des Lebens eines Embryos in der Welt der Materie darin, die für das Leben in dieser materiellen Welt erforderlichen Organe zu entwickeln, den Zweck unseres Lebens in dieser Welt, die geistigen Fähigkeiten zu entwickeln, die wir im nächsten Leben benötigen.

Der Tod ist dann eine Zustandsänderung in diesem Prozess der Bewegung der Seele zu Gott. Sie/Er beginnt, während der Mensch in embryonaler Form existiert, geht weiter durch unser materielles Leben und setzt sich nach dem Tod unseres Körpers fort.

Bei ‘Abdu’l-Bahá lesen wir im Buch 'Beantwortete Fragen':

»Anzunehmen, dass der Geist nach dem Tod des Körpers zugrunde gehe, ist wie die Vorstellung, daß ein Vogel in einem Käfig umkäme, wenn der Käfig zerbrochen wird, obwohl ja der Vogel von der Zerstörung des Käfigs nichts zu fürchten hat. Unser Körper ist dem Käfig und der Geist dem Vogel zu vergleichen. Wir sehen, dass ohne den Käfig dieser Vogel in der Welt des Schlafes fliegt; wenn daher der Käfig zerbricht, wird der Vogel unversehrt weiterleben; seine Empfindungen werden sogar tiefer, seine Wahrnehmungen weiter und sein Glück größer sein.«

Und während wir diese Reise fortsetzen, werden die Erfahrungen und das Leben, das wir in dieser irdischen Ebene haben, nicht vergessen:

Seelen erkennen einander wieder: lesen wir im Buch '... und zu Ihm kehren wir zurück':

»Zur Frage, ob die Seelen einander in der geistigen Welt wiedererkennen: Dies ist gewiss, denn das Gottesreich ist die Welt der Schau, wo alle verborgenen Wirklichkeiten erschlossen werden. Die Geheimnisse, die der Mensch in dieser irdischen Welt nicht beachtet, wird er in der himmlischen Welt entdecken, und dort wird ihm das Geheimnis der Wahrheit kund. Wieviel mehr noch wird er Personen, mit denen er zusammengewesen ist, wiedererkennen oder entdecken! Ohne Zweifel werden die heiligen Seelen, die zu reinem Schauen gelangen und mit Einblick begnadet sind, im Königreich des Lichts mit allen Geheimnissen vertraut, und sie werden nach der Gabe trachten, die Wirklichkeit jeder großen Seele zu bezeugen. Ja, sie werden die Schönheit Gottes in jener Welt deutlich schauen. Ebenso werden sie alle Freunde Gottes aus alten und jüngsten Zeiten in der himmlischen Versammlung vorfinden ...«

Bei der Erforschung der Natur unserer Seelen ist es vielleicht wichtig, sich daran zu erinnern, dass unser Verständnis von diesem "Geheimnis" immer unzureichend sein wird, Bahá’u’lláh schreibt im Buch 'Ährenlese':

»Die Geheimnisse des körperlichen Todes des Menschen und seiner Rückkehr sind nicht enthüllt und bleiben weiterhin ungedeutet.«

Und:

»Du hast Mich nach dem Wesen der Seele gefragt. Wisse wahrlich, dass die Seele ein Zeichen Gottes ist, ein himmlischer Edelstein, dessen Wirklichkeit die gelehrtesten Menschen nicht zu begreifen vermögen, und dessen Geheimnis kein noch so scharfer Verstand je zu enträtseln hoffen kann.«

Zur Bedeutung des Todes sagt Bahá’u’lláh im Buch 'Ährenlese':

»Der Tod bietet jedem vertrauenden Gläubigen den Kelch dar, der in Wahrheit Leben ist. Er schenkt Freude und ist ein Bote des Frohsinns. Er verleiht die Gabe ewigen Lebens.«

»Den Tod machte Ich dir zum Boten der Freude. Warum bist du traurig?«

»Du bist Mein Licht und Mein Licht verlöscht nie. Warum fürchtest du dein Verlöschen?«

Wollen wir uns zum Abschluss folgende Allegorie ‘Abdu’l-Bahás aus dem Buch 'Ansprachen in Paris' anschauen?

»Wenn ihr ein Spiegelglas zerbrecht, auf das die Sonne schien, so ist das Glas zerbrochen, die Sonne aber scheint noch immer. Wenn ein Käfig, in dem ein Vogel ist, zerstört wird, bleibt der Vogel unverletzt…. Das gleiche gilt für die Seele des Menschen. Wenn auch der Tod seinen Körper zerstört, so hat er doch keine Macht über seine Seele, die ewig, dauernd und frei von Geburt und Tod ist.«

Die Welt neu erschaffen - Niemand zurücklassen

 

Eine Erklärung der Bahá'í International Community zur 63. Tagung der Kommission zum Status der Frau

Auf einer Ebene kann Sozialschutz als eine Reihe von Strategien und Programmen zur Verringerung von Armut und Verletzlichkeit verstanden werden. Ein Thema, das so wichtig ist wie die Bereitstellung von sozialem Schutz für alle, insbesondere für die am stärksten gefährdeten Personen, von denen die meisten Frauen und Kinder sind, muss im Lichte einer größeren Wahrheit betrachtet werden: dass die gesamte Menschheit eins ist und die gesamte Menschheit von den reichen Ressourcen unserer gemeinsamen Heimat profitieren muss. Dass alle Menschen das Recht haben, ein Leben in Würde zu führen, mit der Möglichkeit, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu erhalten, Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erhalten, ihre spirituellen Werte zu praktizieren und ihren Beitrag zum Wohl ihrer Gemeinschaften zu leisten, indem sie arbeiten und gesunde Familien pflegen und zoziale Dienste anbieten sollte inzwischen eine akzeptierte Wahrheit sein.

Die ganze Menschheit ist eins,
und die ganze Menschheit muss vom Überfluss der
Ressourcen unserer gemeinsamen Heimat profitieren.

 

Darüber hinaus ist eine klare Implikation der Einheit der Menschheit, dass Frauen und Männer gleich sind. Die wachsende Anerkennung sowohl der Einheit als auch der Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Kennzeichen der Moderne - und ein Zeichen dafür, dass allmählich eine globale Zivilisation entsteht, die von Gerechtigkeit, Gegenseitigkeit, Wohlstand und Gerechtigkeit geprägt ist. Dennoch muss der volle Ausdruck der Einheit in allen Facetten des Lebens erst noch verwirklicht werden. in der Tat kann sich seine Verwirklichung manchmal unerreichbar anfühlen. Dass Frauen und Mädchen häufig am härtesten von den Ungerechtigkeiten betroffen sind, die in der gegenwärtigen Ordnung der Gesellschaft entstehen, ist angesichts der historischen Kräfte, die zu dieser Ordnung geführt haben, nicht überraschend. Während die wachsende Akzeptanz des Prinzips der Einheit eines der größten Vermächtnisse des 20. Jahrhunderts war, basieren viele der ideologischen Grundlagen der vorherrschenden Gesellschaftssysteme auf Werten, die der Einheit entgegenstehen. Ideale der Ausgrenzung, des Glaubens an die inhärente Überlegenheit einiger Gruppen gegenüber anderen und des Vertrauens in den Gegner als Mittel zur Erzielung von Fortschritt sind in der DNA der Gesellschaftsstrukturen verankert. Was dann folgt, ist, dass das Prinzip der Einheit nicht oberflächlich auf diese übertragen werden kann; Die Systeme und Strukturen der Gesellschaft müssen neu gestaltet werden, um Einheit zu verkörpern.

Eine kritische Frage vor einem so wichtigen Gremium wie den Vereinten Nationen und den Mitgliedstaaten, aus denen es besteht, ist, wie die Kapazitäten und kollektiven Kräfte aller Völker der Welt, einschließlich Frauen und Mädchen, genutzt und freigesetzt werden können. Über die institutionellen Implikationen hinaus erfordern die Prinzipien der Einheit und Gleichheit tiefgreifende Veränderungen auf der Ebene der Kultur. Niemand ist frei von den hohen Forderungen der Gerechtigkeit; Alle werden aufgefordert, ihre eigenen Einstellungen, Werte und Beziehungen zu anderen ständig zu überprüfen.

Niemand ist frei von den hohen Forderungen der Gerechtigkeit;
alle werden dazu aufgefordert
ständig ihre eigene Einstellungen, Werte und Beziehungen
zu Anderen
zu überprüfen.

 

Beseitigung wirtschaftlicher Ungleichheiten

Aufgrund sozialer und kultureller Normen und Ungleichheiten sind Frauen während ihres gesamten Lebenszyklus besonders verwundbar. In vielen Ländern es für Frauen viel wahrscheinlicher als für Männer, ihr Einkommen zu verlieren und in Armut zu geraten. Selbst in den wirtschaftlich am weitesten fortgeschrittenen Gemeinden haben Frauen aufgrund ihrer reproduktiven Rolle oft nicht die gleichen Rollen und Verantwortlichkeiten in der Belegschaft erhalten wie ihre männlichen Kollegen. Es gibt viele Hindernisse, die Frauen und Mädchen daran hindern, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu erhalten und von einer starken Infrastruktur zu profitieren.

Governance-Systeme, die kollektive Sicherheit, ökologische Nachhaltigkeit und eine gerechte und gerechte Wirtschaftsordnung fördern, müssen diese dauerhaft beseitigen. Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für den Sozialschutz verdienen angemessene wirtschaftliche Regelungen besondere Beachtung.

Extreme Konzentrationen von Wohlstand haben zu der verzerrten Wahrnehmung geführt, dass der Welt nicht genügend Ressourcen für alle ihre Bewohner zur Verfügung stehen. Wenn man überlegt, wie man alle Menschen aus der Armut herausholen kann, besteht verständlicherweise die Versuchung, sich auf die Schaffung von Wohlstand zu konzentrieren. Die Aufmerksamkeit für Wachstum und Einkommensgenerierung allein hat sehr oft zu mehr Wohlstand für diejenigen geführt, die ihn nicht brauchen, und zu einer erhöhten Benachteiligung für diejenigen, die dies tun.

Regulierungsstrukturen, die es einer kleinen Anzahl ermöglichen, unbeschreibliche Mengen an materiellen Ressourcen für sich und ihre Angehörigen anzuhäufen, können nicht aufrechterhalten werden. Solange Wirtschaftsmodelle moralische Erwägungen wie Gerechtigkeit und Vertrauenswürdigkeit weiterhin ignorieren und externalisieren, wird die globale finanzielle Instabilität weiter zunehmen und die gesamte Menschheit wird kämpfen.

In der Tat sind weltweit die Folgen der Umweltzerstörung zu spüren. Wirtschaftliche Paradigmen in den meisten Industrieländern behandeln Umweltauswirkungen jedoch als Externalität. Dies hat zur Verarmung der ländlichen Gemeinden, zur Ausbeutung schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen und zur raschen Verschlechterung der natürlichen Welt geführt. Es entstehen vielversprechende neue Modelle, die Fragen der Wirtschaft im Lichte der Planetengrenzen berücksichtigen. Diese Modelle sollten untersucht werden, um ihr Potenzial sowie ihre Grenzen zu bestimmen. Im Allgemeinen möchte die Weltgemeinschaft möglicherweise erhebliche Ressourcen einsetzen, um zu verstehen, wie Wirtschaftsmodelle, die auf Prinzipien der kollektiven Treuhandschaft, Gerechtigkeit und Gegenseitigkeit beruhen, entstehen und sich an die Bedürfnisse verschiedener Gemeinschaften anpassen können.

Die Kräfte des menschlichen Geistes freisetzen

In Gemeinden auf der ganzen Welt war ein Mangel an materiellem Wohlstand ein Hindernis für die Gewinnung, Ausbildung und Bindung qualifizierter Lehrer sowie für die Errichtung und Aufrechterhaltung von Bildungseinrichtungen.

Die Agenda 2030 betont die Stärkung der öffentlichen Infrastruktur als Mittel zur Bildung für alle. Während eine qualitativ hochwertige Bildung bis zu einem gewissen Grad von einem Fluss materieller Ressourcen abhängt, deutet die Erfahrung vieler Bahá'í-Gemeinden an der Basis darauf hin, dass selbst in den entlegensten und von Armut betroffenen Gebieten der Welt eine Fülle von Menschen vorhanden ist Ressourcen, die mit der Zeit, der Aufmerksamkeit und der klugen Kanalisierung materieller Mittel gedeihen können.

Es gibt eine Fülle von
Humanressourcen, die
mit der Zeit, Aufmerksamkeit,
und das weise Channeling
von materiellen Mitteln kann
blühen.

 

Wenn eine Gemeinde die Ressourcen bewertet, über die sie verfügt (z. B. die Fähigkeit der lokalen Bevölkerung, Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen zu erörtern; die Großzügigkeit der Gemeindemitglieder, die bereit sind, Zeit, Talente und Materialien für den Bau einfacher Gebäude und anderer Bestimmungen zu spenden), können Einschränkungen auftreten Chancen weichen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Einleitung eines Bildungsprozesses, der sich mit der Freisetzung aller menschlichen Fähigkeiten befasst, nicht verzögert werden muss, bis eine starke Infrastruktur vorhanden ist. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung erfordert die Beachtung des gesamten Bildungsprozesses - die Ausbildung der Lehrkräfte, die Auswahl oder Entwicklung geeigneter Lehrpläne, die Schaffung eines lernfördernden Umfelds und das Engagement der Gemeinschaft, in der sich der Lernprozess entfaltet. Diese unterschiedlichen Dimensionen können bis zu einem gewissen Grad durch materielle Ressourcen ergänzt und verstärkt werden. Noch wichtiger ist es jedoch sicherzustellen, dass Lehrer und Schüler in einen Prozess des Kapazitätsaufbaus einbezogen werden, der die Kräfte des menschlichen Geistes freisetzt.

Der menschliche Geist - der in gewissem Sinne als Sammlung von Begabungen angesehen werden kann, die Menschen von anderen Spezies, einschließlich des menschlichen Verstandes, unterscheiden - hat die Fähigkeit zu wissen, zu lieben und zu wollen. Es ist eine Kraft, die zu lange unterbewertet wurde, und als solche wurde der Menschheit eine grenzenlose Quelle des Wohlstands entzogen. Die Freisetzung seiner Kräfte erfordert eine Ausbildung, die Kindern hilft, die Fähigkeiten und Kenntnisse zu entwickeln, die erforderlich sind, um sowohl ihren Charakter zu verändern als auch ein produktives Leben zu führen.

Der menschliche Geist - 
der in gewissem Sinne als Sammlung von Begabungen angesehen werden kann,
die Menschen von anderen Spezies,
einschließlich des menschlichen Verstandes,
unterscheiden -
hat die Fähigkeit zu wissen, zu lieben und zu wollen.

 

Dies würde die Beschäftigung mit Literatur und Kunst, die wissenschaftliche Ausbildung, die Beherrschung technischer Fähigkeiten, die Fähigkeit zur Teilnahme an individuellen und kollektiven Entscheidungsprozessen und die Entwicklung der Fähigkeit zur Ermittlung von Bedürfnissen und zur Beratung bei Lösungen umfassen. Während sich ihre Fähigkeiten allmählich entwickeln und in der Gemeinschaft zum Ausdruck kommen, entstehen jene Künste, Wissenschaften, Innovationen, Philosophien und Ethiken, von denen die Zivilisation abhängt.

Die Unfähigkeit, Frauen und Mädchen in jeder Phase ihres Lebens sozial zu schützen, ist nur eines der Symptome einer veralteten Gesellschaftsordnung. Dies erfordert, dass die derzeitige Ordnung durch politische Änderungen, durch die Verabschiedung gerechter Gesetze und durch Maßnahmen zur Schließung der Lücken extremer Ungleichheiten an ihre Grenzen stößt. Diese Veränderungen werden sich, obwohl notwendig, als unzureichend erweisen, um die neuen Lebensmuster hervorzubringen, die es allen Menschen ermöglichen, zu gedeihen.

Angesichts der Tatsache, dass viele der Systeme und Strukturen der Gesellschaft genau darauf ausgelegt waren, Herrschaft und Ungleichheit zu stärken, müssen erhebliche Ressourcen auch für das Erlernen wirksamer Modelle von Regierungsführung, Bildung und Wirtschaft verwendet werden, die auf einer völlig neuen Reihe von Prinzipien beruhen: Die Menschen sind eins und Frauen und Männer sind gleich, sodass die entstehenden Kräfte des Kollektivs durch Kooperation und Gegenseitigkeit freigesetzt werden können und dass der Fortschritt der Menschheit durch die uneingeschränkte Beteiligung aller Menschen an der Neugestaltung der Welt erheblich unterstützt wird.

Die Menschen sind eins, ... 
Frauen und Männer sind gleich,
... die aufstrebenden Kräfte
des Kollektivs können durch
Zusammenarbeit und Gegenseitigkeit
freigegeben werden,
und ... der Fortschritt der Menschheit wird sehr gestärkt werden
durch die volle Teilnahme aller Menschen
bei der Schaffung einer neuen Welt.

 

Dieser Artikel ist eine nicht autorisierte Übersetzung nach bestem Wissen der Übersetzers ohne Garantie.

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